Montag, 18. Oktober 2010

OP-Log (Kreuzband) #1

Hallo liebe Leserinnen & Leser,

ich bin wieder wohlauf zu Hause und habe eine Art persönliches “OP-Log“ angelegt, so dass ich meine Erfahrungen mit Euch teilen kann und dem ein oder anderen Gleichgesinnten Mut machen kann!

Dieser 1. Teil beinhaltet die Tage vor der OP sowie den OP-Tag an sich und die anschließenden Krankenhaus-Tage.

Viel Spaß beim Lesen! ;)

Die Tage vor der OP:

Es sind noch 5 Tage bis zur OP und ich kann einige sehr interessante Beobachtungen machen. Da ich wie bereits erwähnt das Radfahren aus Risikogründen seit einer Woche eingestellt habe, versuche ich mich noch an einer letzten relativ locker geplanten Kraft-Einheit für den Oberkörper.

Ich merke deutlich wie ich schon mental auf dem OP-Tisch liege, die Konzentration ist gestört, mein Körper weigert sich hohe Intensität aufzubringen, mein ZNS (zentrales Nervensystem) “macht zu“, die Luft ist einfach raus. Meine sonst grenzenlose Selbstmotivation mit Kampfsau-Visage macht eine Vollbremsung, so dass die Reifen sinnbildlich kein Profil mehr besitzen. Ich weiß nun, dass es Zeit ist sämtliche sportliche Aktivitäten einzustellen und die kommenden Tage komplett zu entspannen.

Noch 4x schlafen und es geht endlich los. Aufgeregt bin ich nicht, aber die Wartezeit macht ungeduldig. Von mir aus könnte es auch gleich losgehen, aber das heutige EM-Qualifikationsspiel unserer DFB-Elf gegen die Türkei schafft Abhilfe. Die OP-Vorbereitung gestern lief glatt. Ein paar Unterschriften hier und da, Röntgen, Blutabnahme, Gespräch mit dem Anaesthesisten und allgemeine Untersuchung vom Doc gaben grünes Licht. Ich bin fit! Naja, zumindest für die Operation.
Der Eingriff wird ca. 1,5 Stunden dauern und unter Vollnarkose durchgeführt. Danach 5 Tage Krankenhaus-Aufenthalt und anschließend 6 Wochen Teilbelastung des linken Beines. In diesem Zeitraum 2x wöchentliche Physio und wiederum danach für ca. ? Wochen intensive ambulante Reha. Ich hoffe, dass die rechte Achillessehne bis dahin auch wieder belastbarer wird und endlich mal beide Beine funktionstüchtig sind. Long way to go...!

Tag 3 vor der OP und Tag 1 nach dem verdienten und deutlichen 3:0-Sieg unserer Nationalmannschaft! :) Die Überlegung vor der OP Aufnahmen meiner Beine zu machen, wurde soeben umgesetzt. Die Fotos sind nun im Kasten und ermöglichen später einen Vergleich.
eine rechte Achillessehne fühlt sich der Ruhe sei Dank wieder richtig gut an. So wird das auch was mit der Entlastung des operierten linken Knies. Mein Hunger ist zudem auffällig begrenzt ohne sportliche Aktivitäten, wobei ich die sportliche Abstinenz sehr genieße!

Vorletzter Tag ohne vorderem Kreuzband im linken Knie. Faullenzen ist mittlerweile mein neues Hobby.^^ Durch die wenige Bewegung ist mein Hunger wie bereits oben erwähnt arg begrenzt, aber das Sonntagsessen mit Roulade, Klöße und Rotkraut lasse ich mir natürlich keineswegs entgehen. Mein Körper fühlt sich nahezu komplett erholt an, da die üblichen trainingsbedingten Wehwehchen verschwinden.

Die letzte Nacht im eigenen Bett sowie die vorerst letzte Knabberei bevor es dann morgen nüchtern auf ins Krankenhaus geht. Heute noch ein kurzes Gespräch mit meinem örtlichen Chirurgen, um gleich einen Termin für die erste Nachbehandlung bzw. Kontrolle post OP zu machen. Pauschale Termine für die ersten Physio-Sitzungen stehen vorsorglich seit letzter Woche fest. Zudem von meinem Chirurgen erfahren, dass bei der intensiven Reha ganze Bewegungsketten trainiert werden, ergo meine rechte Achillessehne quasi parallel u.a. mit Wassertherapie wortwörtlich „abgewaschen“ wird. Gute Neuigkeiten!
Die nächsten Zeilen werden dann morgen nach der OP getippt, da ich ja bekanntlich pünktlich zum Länderspiel unserer Elf in Kasachstan um 19:00 mit hoffentlich reichlichem Abendbrotteller und hübscher Krankenschwester wieder bei Sinnen sein will! xD Bis dahin und Daumen drücken, dass alles gut geht!!

Der OP-Tag und die KH-Tage:

Es ist Samstag 08:37. Ja richtig gelesen: Samstag, der Tag nach Freitag und vor Sonntag. Ich liege entspannt und schmerzfrei im Bett, vor mir der Laptop und auf den Ohren Musik mit freudiger Erwartung auf die morgige KH-Entlassung und bereits geplanten Unternehmungen u.a. mit meinem Trainingskollegen auf Besuch. :) Die Muse zum Schreiben ist wieder da, so dass ich einen Rückblick vom OP-Tag und den 3 Tagen danach liefere.

Der OP-Tag (12.10.2010):

Die Nacht davor war recht kurz, aber ich konnte problemlos schlafen. Früh um 06:00 gab's eine Tasse Fencheltee, fix frisch machen im Bad, Gepäck-Check und Start für die 20minütige Autofahrt ins Krankenhaus. In Station 34 Zi. 8 angekommen, Sachen ausgepackt und anschließend ein hübsches OP-Hemdchen sowie ein Beruhigungssmartie bekommen. Hat mich für ca. zwei Stunden schläfrig gemacht, aber gegen 12:00 hab ich mir bereits wieder Nachrichten im TV reingezogen.

So gegen 14:30 war dann eeendlich Anstoß. Die Linienrichter begleiteten bzw. schieben mich in den OP-Vorbereitungssaal. Linken Arm ausstrecken, rechten Arm und rechtes Bein festkletten, dort noch eine lange Kanüle in den Arm und ein paar Aufkleber für's EKG etc. auf Brust und Bauch. Mein Körper wird allmählicher starrer, aber ich wehre mich und scherze mit dem Anaesthesisten, der dann aber doch in Führung geht und den Ball bzw. die Maske über die Linie drückt / im Gesicht versenkt und mich spielunfähig macht.

Randnotiz: Bei Krankenhaus-Ankunft war mein Puls bei 70(!), kurz vor der OP bei 60 und nach meiner letzten Erinnerung bei 50 Schlägen pro Minute, wie er sonst normalerweise als Ruhepuls ist. Schon etwas merkwürdig.

Es ist mittlerweile 18:30 und ich komme sehr sehr langsam wieder zu mir. Ich fühle mich benebelt hoch Drei, kann nur Umrisse erkennen und labere wirres Zeug, was mir meine Zimmernachbarn am nächsten Tag bestätigen. Aber e i n e Blöße gebe ich mir nicht: Ich rufe meine Eltern an, bevor sie versuchen mich anzurufen. Es sind zwar nur lallende Brocken, die aus meinem Mund kommen, aber ich schaffe es! Sieg nach Verlängerung würde ich meinen!^^ Mein Trainingskollege funkt auch noch fix durch, legt aber genauso schnell auf, da ich keinen anständigen Satz auf die Reihe bekomme.

Mit dem Länderspiel schauen wird wohl nix. Aber ich höre in meinem Delirium wie mein Daumenbruch-Gegenüber „...sogar Gomez trifft!“ sagt. Nächsten Tag erfahre ich von der oberpeinlichen Türkei-Schlappe, u.a. dem 4:4 sowie dem Spielabbruch. Die Nacht überstehe ich vollgepumpt mit Schmerzmitteln nur sehr quälend. Aller ein paar Stunden wird Blutdruck gemessen und eine Spritze meine ich auch wahrgenommen zu haben. Mir wird ab und zu übel und die pochenden Bauarbeiter im linken Bein kennen kein Feierabend.

Die KH-Tage post OP:

Der erste Tag danach und es gibt Frühstück. Die ersten zwei drei drei Bissen sind mühsam, aber dann mundet es und ich genieße ab sofort wieder festes Essen, dass hier aus 07:30 Frühstück (2 Roggenbrötchen, Wurst, Käse), 11:30 Mittagessen (verschieden, mit Kompott und Gebäck) und 17:30 Abendbrot (3 Vollkornbrot, Quark, Wurst, Käse, Gemüse, Obst) besteht. Zum Kaffee esse ich immer einen Apfel und am Abend auch noch ein Stück Obst. Am Tag komme ich grob geschätzt auf 2.000kcal. Mein Hungergefühl ist eh begrenzt, so dass es zur Sättigung vollkommen reicht.


Im Großen und Ganzen bestehen die ersten beiden Tage nach der OP aus Liegen, Kühlen, Schmerzen, schlechtem Schlaf und eben absoluter Bettruhe. Die Visite bzw. der Chefarzt teilt mir am zweiten Tag mit, dass die Kreuzband-Wiederherstellung gut verlief, jedoch musste mir der Außenmeniskus zur Hälfte(!) entfernt werden, was in meinem Alter schon arg ist. :( Innenmeniskus und Knorpel sind glücklicherweise noch in Ordnung. Am selben Tag wird auch nochmals geröntgt, der Verband gewechselt und die - harrr...!!! xD - Schläuche gezogen.

Am Freitag dann kann ich nun meine lang ersehnte Knie-Orthese gegen diese Liegeschiene eintauschen, so dass ich unter Teilbelastung die ersten Schritte mit Gehstützen wagen kann. Alles noch sehr wackelig, aber Übung macht den Meister. Im Liegen gibt es zudem noch etwas Physio mit einem Gerät, dass mein Bein hoch unter runter bewegt soweit es schmerzfrei möglich ist, damit die Beugung trainiert wird. An diesem dritten Tag post OP fühle ich mich bisher am besten und nehme kaum noch Schmerzen war und brauche daher auch weniger Schmerzmittel als bisher.

Mein Schreiben erst eben musste ich unterbrechen, da wieder Physio anstand. Die Orthese wurde richtig eingestellt (bis 90° Beugung), die Gehstützen auf meine Körpergröße angepasst und Laufen erklärt und geübt. Enorm wichtig ist eben, dass ich unter absoluter Teilbelastung laufe. Nicht ganz einfach dabei aufrecht zu gehen und gleichzeitig geradeaus zu schauen, aber das sind Automatismen, die sicher schnell greifen werden. Treppensteigen war auch gleich im Programm, wobei mir meine andere Sorge keine Schwierigkeiten bereitet. Die Rede ist hier von der rechten Achillessehne, welche mit sehr stabil und belastbar vorkommt, so wie ich mir es gewünscht habe! :)

Des weiteren ist erwähnenswert, dass mir heute bei der Visite nochmal folgendes “Schema“ erklärt wurde. Teilbelastung mit Gehstützen für 6 Wochen incl. Physio, welche die Beugung zunächst verbessern soll (einstellbar über die Orthese). Danach 3 Wochen intensive ambulante Reha, die bereits beantragt wird und täglich außer Wochenende ca. 5 Stunden Zeit in Anspruch nehmen wird. Zudem eben noch diese weißen Thromboseprophylaxe-Strümpfe und -Spritzen im weiteren Verlauf.

Mit meinen Zimmernachbarn komme ich auch bestens klar, denn geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid. Die Krankenschwestern werden von uns natürlich auch auf Trab gehalten, aber mögen uns glaube ich auch. ;)

Mittlerweile ist es gleich schon wieder 11:00. Heißt also bald gibt es Mittagessen und danach wird für ein paar Stunden an der Bachelorarbeit gewerkelt. Bloß gut, dass heute wieder Sportschau läuft und weiteres Sportprogramm den Tag angenehm gestaltet, so dass die letzte Nacht kommen kann bevor ich dann morgen früh (Sonntag, 17.10.2010) um 09:00 abgeholt werde!! :))

Es ist Sonntag 23:13. Heute früh wurde ich in neuen Thromboseprophylaxestrümpfen (MTS) nach der letzten Visite mit allen weiteren nötigen Anweisungen wie geplant entlassen, abgeholt und herzlichst zu Hause empfangen! Die Nacht konnte ich keine zwei Stunden schlafen, da ein mir ins Herz geschlossener älterer Zimmernachbar Schmerzen an seiner operierten Schulter hatte. Den Boxkampf haben wir aber dennoch bis zum Ende geschaut. Alles Gute nochmals an dieser Stelle! Seinen (Galgen-)Humor hat den Aufenthalt jedenfalls sehr angenehm gemacht.

Die ersten Schritte an der frischen Luft waren eine absolute Wohltat und ein Gefühl von zurückgewonnener Freiheit! Leckeres Essen sowie ein kleiner Ausflug mit einem Wiedersehen von Bekannten haben den Tag abrundet. Die kommenden Tage sind auch schon verplant, da viel nachzuholen und wie oben geschrieben mein Trainingskollege auf Besuch ist. Am Dienstag steht ein Termin bei meinem Chirurgen an, um u.a. ein Rezept für weitere (abendliche) Thromboseprophylaxe-Spritzen zu holen.

Mir geht es soweit wieder gut und ich bin froh, dass die OP erfolgreich verlaufen ist und die Schmerzen passé sind!

Weitere Infos v.a. über die Nachbehandlung und den vollständigen Genesungsverlauf gibt es demnächst!

Vielen Dank nochmal an dieser Stelle für sämtliche Unterstützung! :)

Einen chilligen Gruß

Rosch

7 Kommentare:

  1. Glückwunsch zum guten Verlauf der OP.
    Viel Glück noch bei deinem weiteren Heilungsverlauf und dass du bald wieder deine Beine richtig rannehmen kannst ;)

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  2. Hi Rosch,

    sehr interessante Einblicke,die Du uns da gewähren lassen hast.....!

    Ich drücke Dir beide Daumen,das Dein weiterer Heilungsprozess so gut weiter geht,wie Deine O.P. verlaufen ist ;-)

    Gruss Brucedala
    P.S.Und der Gomez trifft ja immer weiter...... :-)

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  3. Das klingt doch alles positiv! Wünsche weiterhin ein gute und schnelle Heilung, aber nicht überdrehen am Anfang! Kennt man ja nur zu gut. ;)

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  4. Hi Rosch,

    ich wünsch dir auch einen guten Heilungsverlauf. Ich habe das Gleiche vor einigen Jahren auch durchgemacht, war ebenfalls das vordere linke Kreuzband..
    Deine Oberschenkelmuskulatur wird die nächsten Wochen extrem abnehmen, aber die Reha wird das wieder richten ;) Geh's langsam an, dann wird's wieder wie neu..
    Ich warte schließlich noch auf die Fortsetzung unserer Swing/Burpee-Challenge im FFF ;)

    Gruß
    Johnny

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  5. Grüße Rosch,

    bin wieder mal kurz im Fitness-Forum unterwegs gewesen und hab somit zufällig mitbekommen, dass die OP hattest.
    So wie ich es oben entnehmen kann gehts dir wieder besser und alles ist gut verlaufen.

    Wünsch dir jedenfalls eine gute Genesung und hoff, dass alles so wird, wie es du dir vorstellst.

    Machs gut.
    Lg Ibo (yuekseli)

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  6. He Rosch,
    wünsche dir gute Besserung. Lass dich nicht entmutigen auch nicht wenn es mal (wieder) schlechter wird. Das ist ganz normal. Wie so vieles im Leben verläuft auch eine Heilung Wellen artig. Ich kann dir auch den Power-Quest.cc Podcast Nr. 91 empfehlen mit Clarence Bass er musste sein Training auch immer wieder anpassen z.B. wegen seiner künstlichen Hüfte.
    Viele Grüße
    Mr.Maison

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  7. IHR SEID SPITZE !!! :)

    Kann meine Dankbarkeit gar nicht in Worten ausdrücken, so hilfreich und motivierend ist Euer Zuspruch.

    D A N K E ! ! !

    LG,
    Rosch

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